Angelika Wirbel
Viehhandel früher und heute
Mitte des 19.Jahrhunderts wurde der Viehhandel zur jüdischen Domäne. Es entwickelte sich eine spezielle Viehhändlersprache und der Kauf wurde mit einem Handschlag (dem „baddscha“) besiegelt.
Es gab keine Verträge und die Bauern hatten oft ein sehr persönliches Verhältnis zu den Viehjuden, auch wenn sie die Juden als Volk ablehnten.
Die Viehjuden brachten Neuigkeiten, kannten sich rund um das Vieh gut aus und gaben Ratschläge.
Das Kuhkummet in meiner Arbeit soll diese frühere Zeit symbolisieren. Damals war der Verkehr nicht so stark, es gibt fast nur Pferde und Ochsenfuhrwerke und die Kühe wurden auch als Arbeitstiere eingesetzt. Viehhändler gab es bis 1936/37, dann wurde ihnen der Handel untersagt und die Geschäfte übernahmen nichtjüdische Händler. Die anschließende Tragödie, die das jüdische Volk erleiden musste ist in meiner Arbeit durch das Ornament sichtbar gemacht worden. Dieses Ornament habe ich auf einem jüdischen Grabstein in Esslingen entdeckt.
Auch im Allgäu, meiner Heimat, blühte ab 1830 der Viehhandel auf. Auch hier gab es Viehjuden. Ab 1893 bildete sich die Allgäuer Herdebuchgesellschaft. Dort wurden Auktionen durchgeführt.
Der Viehhandel wurde immer unpersönlicher mit großen Auktionen und vielen unterschiedlichen Großhändlern.
Bei meiner Recherche zum Viehhandel heute bin ich über Massentierhaltung, Zuchtorganisationen und Schlachthofskandale gestolpert.
Auch diese Seite des heutigen Viehhandels will ich mit meiner Arbeit sichtbar machen durch Schlachthofffleisch und einer Kuh in einem Viehwaggon.
Heutzutage ist es wichtig viele Kühe im Stall zu haben, um immer mehr Leistung zu erbringen. Die Tiere werden so gezüchtet um möglichst viel Milch zu geben. Höfe mit über 100 Tieren sind keine Seltenheit.
In LKWs unter teilweise fragwürdigen Bedingungen werden die Tiere, wenn sie ausgedient haben, in die Schlachthöfe gefahren und auch dort sind die Bedingungen, wie einige Skandale hier im Allgäu zeigen, nicht immer die Besten!