Isabel Artschwager

Faschismus, ein Märchen? – Die Aufarbeitung eines kollektiven Traumas mit Hilfe eines Märchens.
Gebäude aus Lebkuchen, Film, Performance

In Deutschland gibt es die Redewendung „Erzähl mir keine Märchen!“ Mit Hilfe von Lügen und Propaganda verbreiteten die Faschisten in Italien (1922-1943 „ventennio fascista“) eine Mentalität des Hasses, die darauf abzielte, andere für ihr Unglück verantwortlich zu machen, während sie sich selbst als die einzige Macht darstellten, welche die Welt beherrschen kann. Deshalb habe ich das Mussolini-Denkmal aus Lebkuchenteig, inspiriert von dem Hexenhaus aus dem Märchen „Hänsel und Gretel“ gebaut. (Das „Monumento alla Vittoria“, Siegesdenkmal, steht in Bozen, Südtirol, Italien) „Hänsel und Gretel“ ist ein Volksmärchen. Es ist eine Geschichte, die aus den Problemen einer Gemeinschaft und den daraus resultierenden seelischen Traumata entstanden ist. Sie hilft, eine unerträgliche Erfahrung ein wenig erträglicher zu machen. Auch die moderne Gesellschaft sollte sich den Inhalt eines Volksmärchens wie „Hänsel und Gretel“ zu eigen machen, um zu verarbeiten, was der Faschismus der Menschheit auf der ganzen Welt angetan hat. Durch die Zusammensetzung aus braunem Lebkuchen im Inneren (braune Gesinnung), der von weißem Zuckerguss (Propaganda) überdeckt ist, ironisiert das Lebkuchen-Denkmal das Mussolini-Monument und steht zugleich sinnbildlich für den Faschismus. Es wird in meiner/m Performance/Film gemeinsam aufgegessen, um so gemeinsam aufzuarbei­ten.

Lebkuchen-Denkmal: Entwurf Isabel Artschwager
Umsetzung: Maria Müller, Köchin im M5

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