„un/sichtbar“ – ein Cross-Over Projekt

„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ Gemäß diesem Zitat des Künstlers Paul Klee aus dem Jahr 1920 beteiligen wir uns an dem Projekt „1700 Jahre Jüdisches Leben in
Deutschland“ unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier. Als aktiver, langjähriger Bildungsträger in der Stadt Weinstadt nehmen wir das Jubiläum zum Anlass, uns mit dem jüdischen Leben heute und in der Vergangenheit im Unteren Remstal und seiner Umgebung intensiv zu beschäftigen. Denn „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.“ Wilhelm von Humbold.
Durch Kunst, Musik, Literatur und deren Verbindung können wir Menschen auf wichtige gesellschaftliche Themen und Zusammenhänge aufmerksam machen. Deshalb haben wir befreundete Kulturschaffende, die Musikschule Unteres Remstal und die Grundschule Schnait zu diesem Cross-Over Projekt eingeladen. Im Vorfeld haben wir für alle Beteiligten 5 Veranstaltungen initiiert: einen Vortrag von Ebbe Kögel zu den Viehjuden in Esslingen, einen Vortrag von Pfarrer Ernst-Michael Wahl zur jüdischen und christlichen Religion, einen Vortrag von Dr. Karl Josef Does zu immer wiederkehrenden soziologischen Phänomenen wie z.B. Rassismus, eine speziell für unser Projekt zusammengestellte Stadtführung in Esslingen mit Hans Ulrich und ein Onlinetreffen mit Meet a Jew. Dadurch konnten Fragen geklärt und wesentliche neue Erkenntnisse gewonnen werden. Es entstanden weitere Synergieeffekte in der Projektgruppe durch unseren regelmäßigen Austausch bei Onlinetreffen. Es gab auch im heutigen Weinstadt Kontakte zu „Viehjuden“ und anderen jüdischen Händlern. Ausgehend von diesem regionalen Ansatz haben 36 Künstler- und MusikerInnen, eine Autorin und die 4. Klasse der Grundschule Schnait ganz unterschiedliche Aspekte innerhalb des Projektes herausgearbeitet. Dabei geht es um das „Sichtbar-machen“ unsichtbarer und scheinbar unsichtbarer Sachverhalte und Zusammenhänge und unseren Umgang damit. Wobei der Begriff „sichtbar“ auch hör-, les-, schmeck- und fühlbar einschließt. Im Laufe des Projektes entwickelten sich weitere Fragenstellungen zu Ereignissen in der Vergangenheit, der gemeinsamen jüdisch-deutschen Geschichte und zu aktuellen Themenstellungen wie Rassismus, Echokammern, Tierhaltung, jüdische und christliche Religion, Bewältigung der gemeinsamen Geschichte, kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Handel(n) im doppelten Sinn. Und wie und wodurch der zukünftige Dialog in unserer Gesellschaft gefördert werden kann.
Die umfassenden Erkenntnisse und Botschaften aller Beteiligten wurden in Techniken wie Malerei, Zeichnung, Druckgrafik, Film, Fotografie, Kalligrafie, Musik, Musikimprovisationen, Neukompositionen, Mixed Media, Performance und Interviews mit Zeitzeugen bearbeitet und umgesetzt. Daraus folgt, dass unser Projekt multimedial ist, das bedeutet, im Museum kann man Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken und Collagen betrachten, zu den Installationen gehört der parallel über QR-Code abrufbare Audio- oder Filmbeitrag zum inhaltlichen Konzept, alle Musik-, Audio- und weitere Filmbeiträge können vom Museum aus über einen QR-Code abgerufen werden. Alle Beiträge und der Film von der Eröffnungsveranstaltung sind über die Homepages der Kooperationspartner abrufbar. So bleibt auch das Projekt nach Beendigung 2022 auf der Homepage von „Kunst und Keramik weiterhin“ erleb- und erfahrbar. Mit unserer Frage: „Wie werden wir die nächsten 1700 Jahre zusammenleben?“ richten wir unseren Blick auch auf die gemeinsame Zukunft in einem Deutschland der Toleranz, des Verständnisses, der Verständigung und Akzeptanz zwischen unterschiedlichen Kulturen und Religionen, zwischen Kunst, Musik und Literatur.

Mein Dank geht an alle, die ihre schöpferische Zeit investiert haben und uns mit ihren Beiträgen an ihren Gedanken zu den Viehjuden im Remstal, „un/sichtbar“ und zu „1700 Jahre Jüdischen Leben in Deutschland“, teilhaben lassen, sowie allen Kooperationspartnern, Horn Werbetechnik und im Besonderen der Stadt Weinstadt.

Christiane Wegner-Klafszky, Inhaberin und Leiterin der Kunstschule Kunst und Keramik, Projektleitung