Aus dem 1. Satz „Quattro pezzi per tromba sols“ von Giacinto Scelsi

Sabrina Buck

Sabrina Buck gehört zur jungen Trompetengeneration. Ihre Ausbildung schloss sie erfolgreich an der Hochschule für Musik Saarbrücken bei Bernhard Kratzer und an der Staatlichen Hochschule für Musik in Stuttgart bei Wolfgang Bauer ab.
Sabrina Buck spielte schon in zahlreichen Auswahlorchestern wie der Jungen Deutschen Philharmonie, der Gustav Mahler Akademie und dem Schleswig-Holstein Musikfestival und war Stipendiatin das Richard Wagner Verbandes und Preisträgerin des Lions Club Musikpreises.

Weitere musikalische Impulse holte sie sich bei Meisterkursen bei Reinhold Friedrich, Matthias Höfs, Hannes Läubin und Allen Vizzutti.

Als Aushilfe ist sie regelmäßig in den klassischen Klangkörpern in und um Stuttgart tätig.
Desweiteren konzertiert sie regelmäßig mit ihren Kammermusikensembles Hohenlohe Brass und dem Trio Szerettetel.
Auch wenn ihr Konzertleben sich nun vorrangig im klassischen Bereich abspielt, so hat sie doch nie ihre Liebe zu ihren musikalischen Wurzeln in der Blasmusik verloren und ist Solotrompeterin des Landesblasorchester Baden-Württemberg.

Vor allem auch die Ausbildung der jungen Generation hat es ihr angetan. So unterrichtet sie an der Musikschule unteres Remstal sowie an der Musikschule in Schönaich.

Giacinto Scelsi

 «Ein Genie, wie es vor und nach ihm keines gab», sagen die einen. «Ein Verrückter», sagen die anderen: Conte Giacinto Maria Scelsi d´Ayala Valva. Nachkomme eines alten italienischen Adelsgeschlechts. Ihn eigensinnig zu nennen, wäre stark untertrieben.

Er war einer, der von sich behauptete, im Jahr 2637 vor Christus in Mesopotamien geboren zu sein. Ein Scharlatan, der überhaupt nicht selber komponierte, sondern einen Ghostwriter beschäftigte. Ein hochgebildeter Exzentriker, der prophezeite, er werde sterben, wenn das Datum aus lauter Achten bestehe. Das hat er im Rahmen des Möglichen geschafft: am 8. 8. 1988 starb er im Alter von 83 Jahren.

Der sagte, er sei auch gar kein Komponist, sondern ein Medium.

Wenn er sich inspiriert fühlte, improvisierte er auf verschiedenen Instrumenten: auf dem Klavier, auf der Gitarre, mit Schlaginstrumenten und besonders gern auf der Ondioline (eine Vorläuferin des Synthesizers), auf der er vierteltönig spielen konnte. Das Tonband lief mit und die besten seiner aufgenommenen Interpretationen übergab Scelsi dann seinen Assistenten zur Transkription.

Heraus kam auch in der transkribierten Fassung eine schillernde, angeraute, fliessende, wilde Musik, die sich zwar wie eine Art Landschaft beschreiben, nicht aber analysieren lässt: Jede traditionelle Logik der Form ist in ihr auf den Kopf gestellt.

Fotografieren liess er sich nicht. Den Leuten, die darauf bestehen zu müssen glaubten, übergab er das Zen-Symbol eines Kreises mit waagrechtem Strich darunter: die aufgehende oder die untergehende Sonne, je nachdem. Vielleicht auch nur eine grosse, unterstrichene Null oder: das Nichts – all diese Interpretationen liess er gerne zu. (im Anhang hab ich dir eine solche Zeichnung beigefügt) Biografische Daten allerdings verweigerte er strikt, und in der Öffentlichkeit gesprochen hat er nie.

 

Zum Werk:

„Wenn man einen Ton sehr lange spielt, wird er groß. Er wird so groß, dass man viel mehr Harmonien hört, und er wird innerlich größer. Der Ton hüllt einen ein.“ Giacinto Scelsi

Scelsi war in seinem Schaffen ab den frühen 50er Jahren des letzten Jahrhunderts inspiriert von der Musikphilosophie Asiens.

Der 1. Satz aus den „Quattro pezzi per tromba sola(1956)“ kreist um eine tonale Achse, ein tonales Zentrum.

Das kurze Stück mutet mit seinen scharfen Gegensätzen zwischen mikrotonalen Tonwechseln und fermatenhaften Liegetönen, extremen Sprüngen und fast wild tänzerischen Momenten  energetisch und meditativ zugleich an. Dabei kommt eine innerliche Zerrissenheit zu Tage die sich in den harschen Kontrasten widerspiegelt.