Christian Klafszky

Maria Staib, „die Tochter vom Säger-Klöpfer“ und Christian Klafszky

„Putzi“ und die Dreschmaschine aus Beutelsbach
Streiflichter aus der Jugend von Maria Staib, *1924

Maria Staib kenne ich seit wir unser Haus 1998 in der Schönbühlstrasse gekauft haben. Wir sind Nachbarn und während der Renovierungsarbeiten an unserem denkmalgeschützten Haus konnte ich die ersten interessanten Geschichten rund um unser Haus von ihr hören. Über die Jahre entstand eine Verbindung über die Generationen hinweg, die bis heute besteht und über normale Nachbarschaftshilfe hinausgeht.
Geboren während der Weimarer Republik, die Kindheit in der Weltwirtschaftskrise verbracht und das Dritte Reich hautnah miterlebt. Eine Jugend in Beutelsbach mit vielen bewegenden, einschneidenden und vor allem persönlichen Erlebnissen.
Einige dieser Erlebnisse und Geschichten durfte ich in vielen Gesprächen mit Maria kennenlernen und werde sie an der Vernissage auf meine Art nacherzählen und in Szene setzen. Ob es ihre ersten Besuche als Kind auf dem Viehmarkt während der Kirbe an der Ankerbrücke sind oder die Arbeit mit ihrem Vater und den französischen Kriegsgefangenen, die in der „Rose“ in Beutelsbach untergebracht waren, an der Dreschmaschine während dem 2. Weltkrieg – immer wieder kam sie mit jüdischen Händlern, Geschäftsleuten und Geldgebern in Kontakt.
Durch den Kontakt zu diesen Menschen aus unterschiedlichen Ländern oder sozialen Schichten und dem starken Glauben an Gott zieht Maria heute noch viel Energie für ihr langes Leben. Immer stand und steht auch heute noch der Mensch für sie im Mittelpunkt und nicht ideologische Weltanschauungen.


Grußwort vom OB Michael Scharmann

Grußwort OB Michael Scharmann

Unser Land feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum: „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ – eine so lange Tradition verbindet Deutschland und die Jüdinnen und Juden, eine Tradition, die vor dem Hintergrund der gewaltigen historischen Verantwortung Deutschlands umso bemerkenswerter ist. Auch wenn im heutigen Weinstadt nur ein kleines Kapitel dieser langen Geschichte geschrieben wurde, so ist das Thema auch hier aktueller denn je: In Zeiten des wiedererstarkenden Antisemitismus leisten die Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit und die künstlerische Auseinandersetzung damit einen wertvollen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt und zur politischen Bewusstseinsbildung. Dabei gehen viele Aspekte dieses bemerkenswerten Projekts über das deutsch-jüdische Thema hinaus, wenn es etwa um Diskriminierung und Ausgrenzung, die Rolle von Sprache, Tierhaltung und Handel oder eben – gemäß dem Projekttitel – das „Sichtbare und Unsichtbare“ geht.

Ich freue mich, dass mit „un/sichtbar“ hier in Weinstadt eines der umfangreichsten und ambitioniertesten Projekte in Baden-Württemberg zu diesem großen Jubiläum entstanden ist, und bedanke mich sehr herzlich bei den Kooperationspartnern, allen voran der Kunstschule Kunst und Keramik, aber auch der Musikschule Unteres Remstal und der Grundschule Schnait für ihr großes Engagement. Der Ausstellung
und den begleitenden Veranstaltungen wünsche ich
viel Erfolg und ein inspiriertes Publikum.

Michael Scharmann
Oberbürgermeister


Eine jüdische Geschichte Weinstadts?

Eine jüdische Geschichte Weinstadts?

Wenn sich Weinstadt am bundesweiten Jubiläumsjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ beteiligt, könnte das auf den ersten Blick erstaunen und Rückfragen hervorrufen, denn bekanntlich gab es in Weinstadt und seinen Teilorten nie eine jüdische Gemeinde. Ja, es ist noch nicht einmal erwiesen, ob hier vor 1945 überhaupt einmal Juden gelebt haben. Wenn dies der Fall gewesen sein sollte, etwa im Mittelalter, bevor Graf Eberhard im Barte 1492 testamentarisch verfügte, dass kein Jude in Württemberg sesshaft werden sollte, dann hätten sich keine Schriftquellen darüber erhalten. Warum also das Thema „Jüdische Geschichte Weinstadts“? Weil es eben doch eine ganze Reihe von Berührungspunkten zwischen der lokalen Geschichte und der jüdischen Geschichte auf regionaler und auf Landesebene gab! So finden sich schon für das 18. Jahrhundert Hinweise auf ganz massive Rückwirkungen des landesweiten Skandals um eine der berühmtesten Figuren der jüdischen Geschichte Deutschlands: Nach dem Justizmord an dem Hoffaktor Joseph Süß Oppenheimer 1738 in Stuttgart ging eine beispiellose Pleitewelle durch das Land, die auch das heutige Weinstadt erfasste. Sodann führte die im Zuge der jüdischen Emanzipation in Württemberg im 19. Jahrhundert verstärkte wirtschaftliche Aktivität der Juden, gerade im Viehhandel, auch zu vermehrten Kontakten im unteren Remstal. Zwar sind darüber so gut wie keine Unterlagen erhalten, aber sog. „Viehjuden“ sind sicher auch ins heutige Weinstadt gekommen, und für Schnait gibt es sogar einen recht frühen Beleg für „Vieh-verstellung“ durch jüdische Händler in den dortigen Ställen (1851). Die Remstäler „Viehjuden“ lebten in den benachbarten Städten, in Esslingen, Cannstatt oder Waiblingen. Aus Cannstatt und Stuttgart kamen jüdische Händler, die in den 1880er Jahren im Großheppacher Immobilienbereich aktiv waren. Und über diese „städtische Schiene“ dürften bis in die NS-Zeit hinein noch weitere Kontakte zwischen „Weinstädtern“ und Juden bestanden haben: So gab es in Schorndorf bis 1936 das kleine Warenhaus Anspach oder in Waiblingen 1930-33 einen jüdischen Assistenzarzt (Dr. Friedmann) am Krankenhaus. Der NS-Terror machte all diese Beziehungen zunichte, auch die „Viehjuden“ kamen irgendwann einfach nicht mehr … .
So gibt es doch eine ganze Reihe von Querverbindungen zwischen Juden und den Teilorten Weinstadts, die sich zu einer „jüdischen Geschichte Weinstadts“ zusammenfügen. Und dass dieses lokale Kapitel in der Ausstellung natürlich als Teil des jüdischen Lebens in Württemberg präsentiert wird, versteht sich einem so stark landesgeschichtlich orientierten Museum wie dem Württemberg-Haus Beutelsbach fast von selbst.

Dr. Bernd Breyvogel, Leiter der Museen Weinstadt


„un/sichtbar“ - ein Cross-Over Projekt

„un/sichtbar“ – ein Cross-Over Projekt

„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ Gemäß diesem Zitat des Künstlers Paul Klee aus dem Jahr 1920 beteiligen wir uns an dem Projekt „1700 Jahre Jüdisches Leben in
Deutschland“ unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier. Als aktiver, langjähriger Bildungsträger in der Stadt Weinstadt nehmen wir das Jubiläum zum Anlass, uns mit dem jüdischen Leben heute und in der Vergangenheit im Unteren Remstal und seiner Umgebung intensiv zu beschäftigen. Denn „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.“ Wilhelm von Humbold.
Durch Kunst, Musik, Literatur und deren Verbindung können wir Menschen auf wichtige gesellschaftliche Themen und Zusammenhänge aufmerksam machen. Deshalb haben wir befreundete Kulturschaffende, die Musikschule Unteres Remstal und die Grundschule Schnait zu diesem Cross-Over Projekt eingeladen. Im Vorfeld haben wir für alle Beteiligten 5 Veranstaltungen initiiert: einen Vortrag von Ebbe Kögel zu den Viehjuden in Esslingen, einen Vortrag von Pfarrer Ernst-Michael Wahl zur jüdischen und christlichen Religion, einen Vortrag von Dr. Karl Josef Does zu immer wiederkehrenden soziologischen Phänomenen wie z.B. Rassismus, eine speziell für unser Projekt zusammengestellte Stadtführung in Esslingen mit Hans Ulrich und ein Onlinetreffen mit Meet a Jew. Dadurch konnten Fragen geklärt und wesentliche neue Erkenntnisse gewonnen werden. Es entstanden weitere Synergieeffekte in der Projektgruppe durch unseren regelmäßigen Austausch bei Onlinetreffen. Es gab auch im heutigen Weinstadt Kontakte zu „Viehjuden“ und anderen jüdischen Händlern. Ausgehend von diesem regionalen Ansatz haben 36 Künstler- und MusikerInnen, eine Autorin und die 4. Klasse der Grundschule Schnait ganz unterschiedliche Aspekte innerhalb des Projektes herausgearbeitet. Dabei geht es um das „Sichtbar-machen“ unsichtbarer und scheinbar unsichtbarer Sachverhalte und Zusammenhänge und unseren Umgang damit. Wobei der Begriff „sichtbar“ auch hör-, les-, schmeck- und fühlbar einschließt. Im Laufe des Projektes entwickelten sich weitere Fragenstellungen zu Ereignissen in der Vergangenheit, der gemeinsamen jüdisch-deutschen Geschichte und zu aktuellen Themenstellungen wie Rassismus, Echokammern, Tierhaltung, jüdische und christliche Religion, Bewältigung der gemeinsamen Geschichte, kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Handel(n) im doppelten Sinn. Und wie und wodurch der zukünftige Dialog in unserer Gesellschaft gefördert werden kann.
Die umfassenden Erkenntnisse und Botschaften aller Beteiligten wurden in Techniken wie Malerei, Zeichnung, Druckgrafik, Film, Fotografie, Kalligrafie, Musik, Musikimprovisationen, Neukompositionen, Mixed Media, Performance und Interviews mit Zeitzeugen bearbeitet und umgesetzt. Daraus folgt, dass unser Projekt multimedial ist, das bedeutet, im Museum kann man Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken und Collagen betrachten, zu den Installationen gehört der parallel über QR-Code abrufbare Audio- oder Filmbeitrag zum inhaltlichen Konzept, alle Musik-, Audio- und weitere Filmbeiträge können vom Museum aus über einen QR-Code abgerufen werden. Alle Beiträge und der Film von der Eröffnungsveranstaltung sind über die Homepages der Kooperationspartner abrufbar. So bleibt auch das Projekt nach Beendigung 2022 auf der Homepage von „Kunst und Keramik weiterhin“ erleb- und erfahrbar. Mit unserer Frage: „Wie werden wir die nächsten 1700 Jahre zusammenleben?“ richten wir unseren Blick auch auf die gemeinsame Zukunft in einem Deutschland der Toleranz, des Verständnisses, der Verständigung und Akzeptanz zwischen unterschiedlichen Kulturen und Religionen, zwischen Kunst, Musik und Literatur.

Mein Dank geht an alle, die ihre schöpferische Zeit investiert haben und uns mit ihren Beiträgen an ihren Gedanken zu den Viehjuden im Remstal, „un/sichtbar“ und zu „1700 Jahre Jüdischen Leben in Deutschland“, teilhaben lassen, sowie allen Kooperationspartnern, Horn Werbetechnik und im Besonderen der Stadt Weinstadt.

Christiane Wegner-Klafszky, Inhaberin und Leiterin der Kunstschule Kunst und Keramik, Projektleitung


Alexandra Trabandt

Alexandra Trabandt

Auseinandersetzung mit uns selbst – Mesusa Objekte
Kalligrafie

Wie bekämpfen wir „das Tier“ in uns? Wie erkennen wir, ob Abwehrhaltungen und Ängste unser Denken vernebeln? Was tun gegen die erneute gesellschaftliche Ausgrenzung von Mitmenschen? Wie sich verhalten, wenn etwa eine andere Religiosität und Lebensweise unser Selbst und seine Werte auf die Probe stellt?
Ich suchte nach kurzen Texten, die geeignet sein könnten, die innere Beunruhigung aufzugreifen, auch solche, die einmal anstiften, sich selbst etwas abzufordern, um den äußeren und inneren Frieden wieder zu erlangen.
Ich wurde fündig in der Bibel, bei Philosophen, Kabarettisten, Politikern und in Liedern.
Entstanden sind haptisch erfahrbare Textstücke, äußerlich ähnlich den bekannten Stolpersteinen, aber in der Farbgestaltung umgedreht. Sie erinnern auch an eine Mesusa, wie sie in jüdischen Häusern am Türrahmen angebracht sein kann. Diese trägt Textstücke aus der Thora in einer Kapsel, zur Stärkung für den, der aus dem Haus geht.

Psalme

Mesusa Objekte


Anne Schäfer

Anne Schäfer

Der Begriff „unsichtbar“
Hochdruck, Siebdruck, digitale Fotografie, Collage auf weißem Papier

Mein Ziel war es, „unsichtbar“ bildlich darzustellen.
Aber wie zeigt man etwas in einem Bild, das unsichtbar ist?
Als Metapher finde ich eine Papierschablone passend, weil sie durch leeren Raum etwas zeigt, dass einmal vorhanden war und dann herausgeschnitten wurde.
Es ist eine Fehlstelle entstanden. Auf den Menschen übertragen kann das bedeuten, dass eine Person nicht in das Bild gepasst hat.

Objekte in der Vitrine.
Das transparente Material „Lack“ verwende ich zur
Gestaltung von Köpfen. Sie sollen das Gefühl von Unsichtbarkeit ausdrücken. Sie stehen an der Schwelle des Auftauchens und Verschwindens in der Wahrnehmung.
Fragmente deuten auf die Verletzlichkeit des Menschen hin.

Fotografie: Anne Schäfer, Bildausschnitt


Alexandra Trabandt

Alexandra Trabandt

Texte der Bibel
Ins Deutsche übersetzt von Martin Buber
Kalligrafie

Martin Buber selbst nannte seine Übersetzung „Verdeutschung“. Gebete und Lieder der Psalmen übertrug er vom Hebräischen ins Deutsche und versuchte dabei möglichst treu am hebräischen Original zu bleiben. Wo es möglich war, versuchte er Wortwahl, Rhythmus und Satzbau zu übernehmen, um dem Leser einen Zugang zur biblischen Quelle zu geben So sind die „Preisungen“ entstanden, biblisch inspirierte Ästhetik des Wortes, wirklich eine jüdisch-abendländische Sprachbegegnung. Ungewohnte Wortbildungen irritieren beim Lesen zunächst, eröffnen aber dann neue Wege zum Text.
Psalm 142
Dieser wurde von mir dreigeteilt geschrieben. Er ist ein Gebet in höchster Not, David muss vor Saul fliehen, der ihm nach dem Leben trachtet. Der spätere König Israels versteckt sich mit wenigen Getreuen in einer Höhle und fürchtet um sein Leben.
Psalm 122
Ein Aufstiegsgesang – wie Buber übersetzt, David hat das Königsamt übernommen und freut sich, nach Jahren des Kampfes und des Aufbaus Israels festliche Gottesdienste in Jerusalem zu feiern.

M. Buber war ein österreichisch-israelischer jüdischer Religionsphilosoph (1878 bis 1965)
Kalligrafie: Alexandra Trabandt


Die Gerüchteküche, Does/Wegner-Klafszky

Birgit Does und Christiane Wegner-Klafszky

„Hast du das schon gehört?“- Die Gerüchteküche
Texte, Installation, Geräusche, Sprache und Musik

So einfach schleichen sich ganz nebenbei z.B. beim Kochen Informationen in unseren Alltag. Wir vergessen, vom wem oder an welchem Ort wir etwas gehört haben. Und dann passiert es: wir erzählen es weiter oder senden es per whatsapp oder Mail in die Welt. Wir prüfen die Quelle manchmal nicht genau. Das hat Folgen.
Wir sind zum Treiber falscher Informationen geworden. Direktes Weitererzählen wird unterstützt oder abgelöst von Socialmedia- Kanälen, in denen meine, wie ich meine, wichtige Information in Sekundenschnelle geteilt wird. Wir haben dafür den Begriff: „Gerüchteküche“. In der Küche herrscht manchmal unübersichtliches Chaos und ein wiederkehrender Kreislauf von Einkaufen, Vorbereiten, Kochen, Essen, Abspülen und Aufräumen. So werden unsere Aussagen wiederholt und weiter geteilt. Von einer Geschichte bleibt z.B. ein Satz übrig, wird leicht verändert wiedergegeben und aus dem Zusammenhang gerissen. Halbwahrheiten entstehen oder es werden gezielt Fake News in Umlauf gesetzt. Dabei finde ich vielleicht weltweite Unterstützung, motiviert durch viele „Likes“. Das alles macht meine scheinbare Wahrheit nichtwahrhaftiger. – Wir möchten dazu anregen, achtsam mit Information und Sprache umzugehen und dabei zu schauen, welchen Botschaften wir Glauben schenken und welche wir mit/teilen. Ein belangloser Satz kann zum Zündstoff und Treiber für Hetze werden und zu Unfrieden, Verfolgung und Gewalt führen. Unserer Meinung nach sollten wir die Quelle und die Inhalte unserer Informationen sorgfältig prüfen und genau hinsehen und -hören, denn wir tragen die Verantwortung dafür.

Umsetzung mit Küchenutensilien, Instrumenten und unseren Stimmen.
Sprache, Musik: Birgit Does
Texte, Sprache, Installation: Christiane Wegner-Klafszky


Petra Scheible

Petra Scheible

„Der Mensch ist wie ein Baum des Feldes“ (Deut 20:19)
Installation

In der Tora steht:
„Der Mensch ist wie ein Baum des Feldes“ (Deut 20:19)
Der Baum ist verwurzelt mit seinem Stamm. Von ihm gehen Äste aus, an denen Früchte gedeihen.
Das entspricht dem Menschen, der verwurzelt ist in seinen Traditionen und Ursprüngen. Der Mensch kann einem Stamm gleichgesetzt werden. Für sein Wachstum und sein Lernen steht die Tora. Die Früchte sind die guten Taten.
Die Kabbala, die jüdische Lehre, die sich mit verborgenen Geheimnissen beschäftigt, spricht jedoch über den Baum des Feldes Folgendes: „Unsere Wurzeln sind im Himmel, wir sind wie ein umgekehrter Baum!“
Dieses Wort hat mich zu dieser Arbeit inspiriert. Der Mensch, der umgedrehte Baum, dessen „unsichtbare“ Wurzeln im Himmel verwachsen sind. Von dort gelangt der Lebenssaft durch den Stamm in die Äste und so entstehen schließlich Früchte. Durch das „Vergolden“ möchte ich die Verwurzelung SICHTBAR werden lassen.

Fotografie: Petra Scheible, Floristmeisterin
Die Installation wird gesponsert von Blumen Kocher, Ludwigsburg


Petra Thanner

Petra Thanner

Hommage an Madame Karoline Kaulla (1739-1809)
– erste Unternehmerin Süddeutschlands, reichste und einflussreichste Frau ihrer Zeit

Figur, Malerei und Collage

Die jüdische Unternehmerin war eine der schillerndsten Persönlichkeiten ihrer Zeit. Aufgeweckt und klug übernimmt sie nach dem frühen Tod ihres Vaters dessen Pferde-, Luxuswaren- und Geldhandel und baut diesen weiter aus. Sie ist frisch verheiratet mit Akiba Auerbach, der sich den religiösen Studien widmet; gemeinsam be- kommen sie 5 Kinder. Als Hoffaktorin des Herzogs von Württemberg kümmert sie sich um dessen Finanzfragen, finanziert Kriege und ermöglicht den Bau mehrerer Schlösser. Ihre mächtige und beherrschende Stellung nutzt sie geschickt, um ihre Macht zielstrebig weiter auszubauen. Gemeinsam mit ihrem Bruder gründet sie das erste Stuttgarter Handelshaus und die erste königlich württembergische Bank. Sie stiftet eine Schule, ein Obdachlosenheim und verteilt Almosen an Ärmere unabhängig von deren Religion.
Für ihre Verdienste wird sie u.a. mit der großen kaiserlichen Zivilverdienstmedaille ausgezeichnet, übernimmt eine Schlüsselrolle für die industrielle Entwicklung und den Wohlstand Württembergs, sowie für das deutsche Bankennetz. Die Erhebung in den Adelsstand wussten die Adeligen bürgerlicher Herkunft jedoch zu verhindern.


Christa Käsinger

Christa Käsinger

Schwäbische Nachbarn – das Leben und Handeln der Viehjuden und ihre soziale Bedeutung in der bäuerlichen Gesellschaft
Aquarell- und Acrylmalerei

Durch das Projekt „un/sichtbar“ habe ich zum ersten Mal von der Existenz der Viehjuden erfahren.
Beeindruckt hat mich zunächst der bedeutende wirtschaftliche Erfolg der Viehhändler wie auch ihr über
Jahrhunderte langerworbenes Wissen über die Eigenschaften der Kühe und deren Krankheiten. Es erstaunt mich zudem, dass die Viehjuden neben ihrem Handel auch soziale Aufgaben in der bäuerlichen Gesellschaft übernommen hatten.
Der Viehhandel wurde Anfang des 19. Jahrhunderts
jüdische Domäne. Sie lebten in den schwäbischen Kleinstädten, in denen sie in Freiheit über mehrere Generationen hinweg ihr Geschäft aufbauten und sozial aufstiegen.
Viehmärkte wurden veranstaltet, sie pflegten eine eigene Handelssprache, waren optisch erkennbar an weißen, langen Mänteln und einer Rute.
Viele Bauern konnten nicht reisen. Der Viehjude besuchte sie daher regelmäßig auf dem Land. In die entlegendsten Gebiete brachte er nicht nur neueste Nachrichten, als neutrale Person schlichtete er Streitereien und war oft als Heiratsvermittler tätig.


Victoria-Luise Scheible

Victoria-Luise Scheible

אותיות

– Briefe

Auf der Suche nach den jüdischen Wurzeln meiner Familie

Seit meiner Kindheit wurde mir zugetragen, dass unsere Familie jüdische Wurzeln hat, doch genaue Antworten konnte mir keiner geben. Denn es gibt kaum Dokumente bzw. Aufzeichnungen mehr. So begab ich mich auf die Suche und rief alle mir bekannten Familienmitglieder an und bat sie, mir postalisch, oder per Mail ihr Wissen mitzuteilen.
Um so unsere „unsichtbar“ scheinenden Wurzeln, wieder sichtbar zu machen.
Die Briefe habe ich zu einem Objekt zusammengfügt.


Karin Wurst

Karin Wurst

reinschauen und rausschauen – sichtbar und unsichtbar
Objekt, Mixed Media

Da meine Familie und ich auf dem Land leben und wir Besitzer eines Kuhstalles mit 2 geteilten Stalltüren sind, habe ich den Fokus auf das Leben und Wirken der Viehjuden und ihre Sprache gewählt. Stalltüren bieten, den im Stall gehaltenen Tieren, Schutz und Sicherheit. Zweiteilige Stalltüren geben den einstehenden Tieren die Möglichkeit des Herausschauens und dem Tierhalter das Hineinschauen, ohne dass die Tiere weglaufen können.
Als gestalterischen Beitrag habe ich deshalb eine geteilte Stalltüre im Format 1: 1 entwickelt.
Im oberen Teil der Stalltüre zeige ich die positiven Aspekte der Viehjuden: Handel ist Vertrauenssache, der respektvolle Umgang mit den Tieren, die Sprache, z.B.
der Goj (Bauer) ist trefe (betrügerisch), aber sein Groschen ist koscher und die ganze Welt ist nicht meschugge. Auch die Region, in der der Viehhandel stattfand, wird dargestellt. Im unteren Teil zeige ich u.a. mit Wörtern negative Aspekte des Lebens als Viehjude und darüber hinaus bis zur Shoah.

Fotografie: Christiane Wegner-Klafszky


Ursula Haarscheidt

Ursula Haarscheidt

Sündenbock – Hetze – hate speech,
eine interaktive Installation mit Projektionen

Bei der Beschäftigung mit dem Thema Antisemitismus und Judenhass weckte das Phänomen „Sündenbock“ und „Projektionen“ mein besonderes Interesse. Was bedeutet „Sündenbock“?
Ein durch Los bestimmter realer Ziegenbock wurde, symbolisch beladen mit den Sünden des
Volkes Israel, in die Wüste geschickt und diente der jährlichen Versöhnung zwischen Gott und Mensch. Diese Verlagerung der Schuld auf ein wehrloses, leicht identifizierbares Opfer ist bis heute weltweit gelebte Praktik im Großen wie im Kleinen. Gerade in den letzten Jahren haben öffentliche Beleidigungen und verbale Bedrohungen wieder deutlich zugenommen. Der anonyme, digitale Raum dient als Brandbeschleuniger für Hass und Hetze und beschränkt sich nicht nur auf das jüdische Volk. Wenn die toxischen Worte laut genug sind und möglichst viele diese Hassreden teilen, erscheint ihnen Gewalt und Destruktionen als „gerechtfertigt“ und die Hemmschwelle zur Gewalttat verschwindet.
Für meine Installation habe ich eine Auswahl historischer und aktueller Beleidigungen zu
unterschiedlichen Vorurteilen gewählt. Die Stigmatisierung einer Person oder einer Gruppe
beginnt mit abwertenden Worten, die zunehmend verletzender und gehässiger werden. Einer
beginnt die Hetze, andere stimmen zu und bestärken ihn. Gemeinsam werden sie immer
überzeugter und lauter bis schließlich die Worte auch Gewalttaten rechtfertigen können. Der
Betrachter spiegelt sich in der beschmutzten Silhouette einer Person, auf die die Beleidigungen projiziert werden. Er wird Teil der Hetze — die Figur ist der Sündenbock. Sie dient als Blitzableiter für die Angst/ Ohnmacht/ Wut zur Entlastung eines Einzelnen oder einer Gruppe. Insofern kommen die Worte zurück zum Urheber. Es wird Zeit, diesem Hass entgegen zu wirken und die Perspektive zu wechseln. Auf einer weiteren Figur kann man selber respektvolle, positive Worte mit Kreide aufschreiben.

Bild: Ausschnitt aus der Projektion von Ursula Haarscheidt

Dieser Beitrag ist für Kinder unter 12 Jahren nicht geeignet.


Birgit Does und Christiane Wegner-Klafszky, Spiegel

Birgit Does und Christiane Wegner-Klafszky

Der Spiegel, eine Einladung zum Platz nehmen
Installation, Illustration, Collage, Musik

Dieser Beitrag ist für Kinder unter 14 Jahren nicht geeignet.

Nehmen Sie Platz, gönnen Sie sich eine Süßigkeit und schauen Sie in den Spiegel. Mit dieser Einladung zu einem ganzheitlichen Erlebnis: hinsetzen, sich Zeit nehmen, sehen, schmecken, hören möchten wir auf unseren Konsum von Schrecklichkeiten aufmerksam machen. Gemütlich sitzen wir z.B. abends zu Hause auf dem Sofa und schauen über Fern-sehen, Tablet und Co. in das vergangene und aktuelle Weltgeschehen. Möchten wir das alles sehen und hören oder schalten wir lieber um oder ab? Was machen diese, vor allem die schrecklichen Informationen mit uns? Reizüberflutung, die uns abstumpft oder aufwühlt?
Ein Spiegel kann uns reflektieren. Wir prüfen unser Aussehen
und ob alles so in Ordnung ist mit Bart und Make-up, bevor wir hinausgehen. Eine alltägliche Sache. Nutzen wir die Chance, die in den Informationen zu Schrecklichem steckt zum Wahrnehmen und kommen wir ins Handeln?

Illustration: Konzentrationslager/Vernichtung von Menschen, aktuelle
Situation der Mädchen in Afghanistan, Weltmeerverschmutzung, Vieh-juden. Musik: Die Violinmusik besteht, wie die Collage, aus verschiedenen voneinander getrennten Teilen. Die „Spiegelmusik“ erklingt zu Beginn, am Schluss und kehrt nach jedem Teil als Refrain wieder. Ein jiddisches Lied („Mayn Shtetele Belz“), Glissandi (für die Unsicherheit im Umgang mit der Thematik), unangenehme Klänge (für die Plastikflut im Meer) und afghanische Musik wechseln einander ab. Der Betrachter mag sich fragen:
Setze ich mich hin? Setze ich mich aus? Setze ich mich auseinander?


Elena Küster

Elena Küster
Ein guter Deal – Besuch des Viehhändlers

Musikimprovisation
Es ist keine Seltenheit, dass Bauern zu Fuß z.B. vom Remstal nach Kirchheim gehen, um dort Vieh zu kaufen und es dann auch noch nach Hause zu treiben. Um den Preis wird auch richtig gefeilscht. Wenn ein annehmbarer Preis für beide Seiten erreicht ist, wird er durch Handschlag besiegelt.
Umsetzung als Musikimprovisation.

Fotografie: Elena Küster


Ute Weigel

Ute Weigel
Viehjude ist/war eine Berufsbezeichnung

Collage, Zeichnung, Bilderrahmen

Sie waren Viehhändler, erfüllten aber auch andere Funktionen und verdienten damit ihr Geld. (Im Bild dargestellt durch „der Taler rollt immer“.) Sie halfen auch aus finanziellen Engpässen und verliehen Geld. Dieser Geldverleih hat einigen Juden zu großem Reichtum verholfen. Im Bild sieht man ein stattliches jüdisches Wohnhaus und der prunkvolle goldene Rahmen soll auch auf diesen Reichtum hinweisen.
Durch die langjährigen Kontakte zwischen den Bauernfamilien und den Händlern ergaben sich oft freundschaftliche Beziehungen. Die Viehjuden waren willkommene und kompetente Ansprechpartner. Sie wussten, welche Familien heiratsfähige Kinder hatten und arbeiteten als Heiratsvermittler, genannt Schmuser.
Da sie viel in der Gegend unterwegs waren, kannten sie auch die meisten Neuigkeiten. Sie wussten, was los ist in der Gegend.

Die Collage ist auf einer alten Zeitung gearbeitet. Oben in der rechten Ecke kann man „März 1971“ lesen. Durch die Verarbeitung von transparenten Papieren ist auch der Romantitel dieser Zeitung zu erkennen. Er paßt zum Thema Schmuser: „Süßer Vogel Hoffnung“.
Und dann ist da noch – evtl. auf den 2. Blick erkennbar – der Rahmen sichtbar/unsichtbar ausgebessert worden.

Fotografie: Christiane Wegner-Klafszky


Laura Herrmann und Lea Schwartekopp

Laura Herrmann und Lea Schwartekopp

Nicht den Faden verlieren – Vielleicht haben sie sich gekannt, vielleicht haben sich ihre Wege auch nie gekreuzt. Vielleicht tun sie es aber jetzt.
Installation

Wo Menschen ihre Wege gehen, hinterlassen sie Spuren. Wir können uns erinnern oder dem Vergessen entgegenwirken durch Geschichten, Fotos, Dokumente. Doch nicht immer bleiben Wege nachvollziehbar, nicht immer bleiben Spuren erhalten. Die Installation von Laura Herrmann und Lea Schwartekopp beschäftigt sich mit Wegen als Verbindungen zwischen erhaltenen und vergessenen Geschichten. Es bilden sich Netze und Strukturen, die auch Spuren zum Vorschein bringen, die schon fast verblasst sind.
In der Geschichte entsteht ein Loch, dort wo Wege nicht gegangen werden konnten. Ein Bilderrahmen bleibt leer, ein Platz bleibt frei. Was in „Nicht den Faden verlieren“ nicht nur visuell, sondern auch haptisch spürbar wird, steht stellvertretend für die unsichtbaren Spuren und soll dazu anregen, zumindest ein paar Löcher in der Geschichte durch Erinnern und Forschen zu füllen.

Fotografie: Laura Herrmann


Jonas Glück

Jonas Glück

Pupa erzählt.

Mein Opa Gerhard Schlotterbeck (genannt Pupa) wurde 1929 geboren. Im Gespräch dokumentiere ich seine persönlichen Erlebnisse und Erinnerungen und die meiner Großmutter Elisabeth Schlotterbeck (Jahrgang 1929) in Bezug auf das Judentum.
Erzählt werden Situationen und Erlebnisse aus ihrer Kindheit und Jugend in der Zeit des „Dritten Reiches“. Beide haben sehr persönliche Erfahrungen und Situationen erlebt, so schildert mir mein Großvater, wie er eines Tages auf dem Schulweg eines der Häuser mit einem „roten J“ markiert vorfindet – schon in jungen Jahren ist im klar, dass dies falsch ist. Geredet wurde darüber nicht. Der Name meiner Großmutter – „Elisabeth“ – stammt von einer jüdischen Frau. Ihre Mutter – meine Urgroßmutter – war Kindermädchen in einer jüdischen Fabrikantenfamilie.
Die Umsetzung meiner Arbeit geschieht im Sinne der Reportage-Illustration als „gezeichnetes Interview“. Es wird ein Dokument der Geschichte meiner Großeltern – gegen das Vergessen.
Mit Kamera und Diktiergerät nehme ich Erinnerungen auf, konserviere sie. Gemeinsam mit meinem Großvater besuchen wir die Orte seiner Erinnerungen und finden Spuren, die mithilfe seiner Erzählungen wieder sichtbar werden.
Die Arbeit gibt einen Teil der Schilderungen meiner Großeltern wieder, umgesetzt mit Bleistiftskizzen, Fotografien und finalisiert mit iPad und Zeichenstift. Parallel wird die Arbeit mit einem Audiobeitrag vervollständigt.


Saxissimo, Ruth Sabadinowitsch

Saxissimo, Ruth Sabadinowitsch

„Saxissimo“ nennt sich das junge Saxophon Ensemble der Musikschule unteres Remstal unter der Leitung von Ruth Sabadinowitsch. Extra zur Ausstellungseröffnung „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ hat das junge Ensemble sich intensiv mit der faszinierenden Klang Welt der
Klezmer Musik beschäftigt. Gerade weil hier bisher eher der typische Sound der Klezmer Klarinette bekannt ist, wie z.B. von berühmten Musikern wie „Giora Feidmann“, hat es die jungen, Saxissimos“ ganz besonders interessiert, diese Musik mit ihrem Instrument, dem Saxophon, für sich zu entdecken. Mit viel Spielgefühl und beachtlichem Können verbinden sie in den beiden typischen Stücken „ Welcome Dance“ und „A Klezmer Wedding“ den warmen, wandelbaren und facettenreichen Sound ihrer Instrumente mit dem Klezmer zu verbinden.
„Saxissimo“ war schon oft bei vielen Konzerten und offiziellen Anlässe in der Region zu hören.
Sogar Günther Oettinger lud sich die muntere Saxophon Truppe der Musikschule Unteres Remstal, anlässlich der 60 Jahre Baden-Württemberg-Feier, in die Landesvertretung nach Brüssel ein.

Es spielen:
Annika Eisenberger, Lea Liebhard, Laura Zerrer, Anouk Zitzelsberger,
Johanna Namakonov, Marlene Kämpf und Justus Goll.


Manuela Soto und Gesangsschülerinnen

Manuela Soto und Gesangsschülerinnen

In den Beiträgen der Sängerinnen erklingen Lieder aus der jüdischen Tradition, ein Song aus dem Musical „Anatevka“ sowie ein Beitrag Israels zum Eurovision Song Contest.

„Hinay Ma Tov“ ist ein Wallfahrtslied Davids, enthalten in der jüdischen Thora als Psalm 133.1: „Siehe wie gut und schön, wenn Brüder miteinander in Eintracht wohnen…“

„Sunrise, Sunset“ entstammt dem berühmten Musical „Anatevka“ („Fiddler on the Roof“, Musik von Jerry Bock, Liedtexte von Sheldon Harnick, Story nach der Vorlage von Scholem Alejchem, UA 1964 am Broadway, New York). Das Besondere dieses Musicals ist der schmale Grat zwischen Spaß und tödlichem Ernst sowie die Verflechtung von privater Geschichte und politischem Hintergrund. Thematisiert werden u.a. das Leben in einem ostjüdischen „Schtetl“ sowie Flucht und Vertreibung einerseits, andererseits aber auch die Lebenslust und der Überlebenswille der jüdischen Bevölkerung. Bei der Hochzeitszeremonie für ihre älteste Tochter Zeitel erinnern sich die Eltern Tevje und Golde, wie die Jahre kommen und gehen („Sunrise, Sunset“). Es folgt ein Pogrom der Kaiserlich-Russischen Armee und das führt schließlich zur Massenauswanderung der ostpolnischen Juden in die USA. (Quelle: Wikipedia)

„Karew Jom“ ist ein aramäisch-chassidisches Loblied zum Passachfest, nach Worten des Propheten Sacharja: ….“Der Herr wird König sein über die ganze Erde“…

Der Song „Halleluja“ der israelischen Popgruppe „Milk and Honey“ gewann 1979 mit der Sängerin Gali Atari den Eurovision Song Contest.


Angelika Wirbel

Angelika Wirbel

Viehhandel früher und heute

Mitte des 19.Jahrhunderts wurde der Viehhandel zur jüdischen Domäne. Es entwickelte sich eine spezielle Viehhändlersprache und der Kauf wurde mit einem Handschlag (dem „baddscha“) besiegelt.
Es gab keine Verträge und die Bauern hatten oft ein sehr persönliches Verhältnis zu den Viehjuden, auch wenn sie die Juden als Volk ablehnten.
Die Viehjuden brachten Neuigkeiten, kannten sich rund um das Vieh gut aus und gaben Ratschläge.
Das Kuhkummet in meiner Arbeit soll diese frühere Zeit symbolisieren. Damals war der Verkehr nicht so stark, es gibt fast nur Pferde und Ochsenfuhrwerke und die Kühe wurden auch als Arbeitstiere eingesetzt. Viehhändler gab es bis 1936/37, dann wurde ihnen der Handel untersagt und die Geschäfte übernahmen nichtjüdische Händler. Die anschließende Tragödie, die das jüdische Volk erleiden musste ist in meiner Arbeit durch das Ornament sichtbar gemacht worden. Dieses Ornament habe ich auf einem jüdischen Grabstein in Esslingen entdeckt.

Auch im Allgäu, meiner Heimat, blühte ab 1830 der Viehhandel auf. Auch hier gab es Viehjuden. Ab 1893 bildete sich die Allgäuer Herdebuchgesellschaft. Dort wurden Auktionen durchgeführt.
Der Viehhandel wurde immer unpersönlicher mit großen Auktionen und vielen unterschiedlichen Großhändlern.
Bei meiner Recherche zum Viehhandel heute bin ich über Massentierhaltung, Zuchtorganisationen und Schlachthofskandale gestolpert.
Auch diese Seite des heutigen Viehhandels will ich mit meiner Arbeit sichtbar machen durch Schlachthofffleisch und einer Kuh in einem Viehwaggon.

Heutzutage ist es wichtig viele Kühe im Stall zu haben, um immer mehr Leistung zu erbringen. Die Tiere werden so gezüchtet um möglichst viel Milch zu geben. Höfe mit über 100 Tieren sind keine Seltenheit.
In LKWs unter teilweise fragwürdigen Bedingungen werden die Tiere, wenn sie ausgedient haben, in die Schlachthöfe gefahren und auch dort sind die Bedingungen, wie einige Skandale hier im Allgäu zeigen, nicht immer die Besten!


Bernhard Salzer

Bernhard Salzer

Gräber in Deutschland werden aktuell nach 25 Jahren aufgelöst, wenn die Nachkommen die Totenruhe nicht kostenpflichtig verlängern.

Also nichts mit ewiger Ruhe.
Anders hier. Auch wenn es doch sehr still zugeht auf Friedhöfen. Und wir finden da sehr viel Vergangenheit, wenn wir suchen. Wir, meine Frau und ich, haben zufällig einen ganz besonderen Ort der Ruhe gefunden, während eines Ausflugs ins Elsaß. Rosenwiller. Schon die prunkvolle Friedhofsinsel San Michele bei Venedig, die wir früher besucht hatten, parkähnlich, war eindrucksvoll. Aber die Bescheidenheit, trotz zum Teil prachtvoll in Stein gehauener Grabsteine ohne Schmuck waren eindrucksvoller. Die Hälfte des Friedhofsgeländes war halb versunken im Erdreich. Nur, oder vor allem mitgebrachte Steinchen, liebevoll platziert an besonderer Stelle des persönlich bedeutsamen Grabs, zeugen von Erfurcht und großer Liebe den Verblichenen gegenüber. Alle Religionen handhaben das ja etwas anders. Wolfgang Ambros: „Es lebe der Zentralfriedhof und olle seine Toten … Der Eintritt ist für Lebende heut ausnahmslos verboten …“ Danke für diesen jahrhundertealten (seit dem 14.Jahrhundert) israelitischen Friedhof, der unzählige Geschichten, Schicksale und Erinnerungen bewahrt. Ein echter Schatz mit über 6470 Grabsteinen auf 4 Hektar Friedhofsgelände und zigtausenden Geschichten – einer der größten jüdischen Verbandsfriedhöfe in Mitteleuropa.


Sabrina Buck und Elisabeth Wieland

Sabrina Buck und Elisabeth Wieland

Eugène Bozza, „Dialogue“
Musik

Als Menschen sind wir auf den Austausch mit anderen angewiesen. Jede Begegnung schärft unser Empfinden für die Grenzen in uns und kann uns zugleich inspirieren, Möglichkeiten zu entdecken, neue Wege zu gehen. Auch im 1700. Jahr jüdischen Lebens in Deutschland ist es eine existenzielle Notwendigkeit, dass wir im Dialog bleiben. Nur der Blick in die Augen eines Gegenübers lässt uns die selbst erbauten Vorstellungen am Tatsächlichen abgleichen.

Der Komponist Eugène Bozza lebte von 1905 bis 1991.

Es spielen:
Sabrina Buck, Trompete und Elisabeth Wieland, Oboe,
Musikschule Unteres Remstal

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Grundschule Schnait

Kinder der 4. Klasse der Grundschule Schnait

Handel – Händel – Handeln
Kurze Verhandlungsszenen als Stummfilm in schwarz-weiß mit Livefilmmusik

Handeln beim Handel? Ohne Händel? Wer macht das heute noch? Geht das auch bei Amazon? Beim Nachdenken über diese Fragen kommen die Schülerinnen und Schüler der
4. Klasse der Grundschule Schnait selbst zum „Handeln“.
Sie entwickeln improvisatorisch kleine „Verhandlungsspielszenen“, die sie dann im Deutschunterricht als Dialoge verschriftlichen. In Gruppenarbeit werden anschließend diese kurzen Sequenzen filmisch in schwarz-weiß erfasst und mit selbst entworfenen Untertiteln versehen – fertig ist der Stummfilm! Und wie früher in den großen Kinosälen ertönt die Musik live dazu. Diese spontanen Miniaturen entstehen bei dem Versuch, sowohl die zwei verschiedenen Verhandlungspartner kontrapunktisch abzubilden als auch den Annäherungsprozess bis zum endgültigen Vertragsabschluss hörbar zu machen. Über einen QR-Code lässt sich das kleine Gesamtleinwandvergnügen am Ende jederzeit abrufen.

Es spielen: Ahmed Akkus, Aldion Bajraktari, Paul Daniel, Gabriel Eckart, Paul Hölzle, Dionis Kalludra, Tim Milke, David Patsoh, Giuliano Romagnoli, Giosué Santonastaso, Johannes Schiller, Jakob Seibold, Evangelos Tsatsis, Yamina Acs, Mia Albat, Alina Bauer, Marie Fritz, Ronja Hardtke, Leonie Izzo, Pia Kinnen, Hilda Krautkrämer, Elisabeth Neuwirt, Leni Pokorra, Vivien Vollmer, Amely Wiest und Peter Carle, Rektor


Isabel Artschwager

Isabel Artschwager

Faschismus, ein Märchen? – Die Aufarbeitung eines kollektiven Traumas mit Hilfe eines Märchens.
Gebäude aus Lebkuchen, Film, Performance

In Deutschland gibt es die Redewendung „Erzähl mir keine Märchen!“ Mit Hilfe von Lügen und Propaganda verbreiteten die Faschisten in Italien (1922-1943 „ventennio fascista“) eine Mentalität des Hasses, die darauf abzielte, andere für ihr Unglück verantwortlich zu machen, während sie sich selbst als die einzige Macht darstellten, welche die Welt beherrschen kann. Deshalb habe ich das Mussolini-Denkmal aus Lebkuchenteig, inspiriert von dem Hexenhaus aus dem Märchen „Hänsel und Gretel“ gebaut. (Das „Monumento alla Vittoria“, Siegesdenkmal, steht in Bozen, Südtirol, Italien) „Hänsel und Gretel“ ist ein Volksmärchen. Es ist eine Geschichte, die aus den Problemen einer Gemeinschaft und den daraus resultierenden seelischen Traumata entstanden ist. Sie hilft, eine unerträgliche Erfahrung ein wenig erträglicher zu machen. Auch die moderne Gesellschaft sollte sich den Inhalt eines Volksmärchens wie „Hänsel und Gretel“ zu eigen machen, um zu verarbeiten, was der Faschismus der Menschheit auf der ganzen Welt angetan hat. Durch die Zusammensetzung aus braunem Lebkuchen im Inneren (braune Gesinnung), der von weißem Zuckerguss (Propaganda) überdeckt ist, ironisiert das Lebkuchen-Denkmal das Mussolini-Monument und steht zugleich sinnbildlich für den Faschismus. Es wird in meiner/m Performance/Film gemeinsam aufgegessen, um so gemeinsam aufzuarbei­ten.

Lebkuchen-Denkmal: Entwurf Isabel Artschwager
Umsetzung: Maria Müller, Köchin im M5

   Video zum anschauen


Elisabeth Eberle

Elisabeth Eberle

Zehn literarische Szenen beleuchten jüdisches Leben im Deutschland der unmittelbaren Nachkriegszeit bis heute.

Literatur

1945 und 50er Jahre: Man spricht hinter vorgehaltener Hand und möglichst knapp über Juden. Überlebende Juden werden in Sammelunterkünften für sogenannte „Displaced Persons“ untergebracht.
60er und 70er Jahre: Einzelne jüdische Bürger trauen sich, zumindest am Rand des öffentlichen Lebens, wieder aus der Deckung, zum Beispiel der Journalist und Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, später vielleicht Deutschlands populärster Jude.
80er Jahre: Die amerikanische TV-Reihe „Holocaust“ bringt das Thema in die Wohnzimmer. Historische Forschungen und Veröffentlichungen in Buchform, Film und Fernsehen gelangen an die breite Öffentlichkeit.
90er Jahre: Jüdisches Leben in Deutschland nimmt schnell Fahrt auf, durch den Zuzug russischer Bürger aus der ehemaligen Sowjetunion genauso wie aus der westlichen Welt oder aus Israel. Belletristische und wissenschaftlichen Publikationen über Juden und Judenverfolgung laufen zu ihren Höhepunkten auf.
2000er Jahre: Unter bestimmten Bevölkerungsgruppen wird es schick, Juden zu kennen. Juden aus der ehemaligen DDR trauen sich, zu ihrem Jüdisch-Sein zu stehen.
2010er Jahre bis heute: Die schon ab Mitte der 80er Jahre unterschwelligen antisemitischen Stimmungen sind zu wahrnehmbaren Haltungen geworden.

Elisabeth Eberle, Jg. 1966, erlebte noch den Viehjuden Harry Kahn aus Baisingen im Schwarzwald. Auch ein Teil ihrer eigenen Herkunftsfamilie war jüdisch.


„Königlich unterwegs“

„Königlich unterwegs“

Cornelia Authenrieth
Technik: Montage
Format: ca. 28 x 21 cm

Cornelia Authenrieth lebt und arbeitet in Jena, sie ist Justiziarin und befreundet mit Kunst und Keramik.

Zum Bild: Meine Wanderung durch die Rhön hat mich inspiriert. Insbesondere der Wald in seiner beeindruckenden Unterschiedlichkeit hat sich als Erinnerungsbild und Gefühl eingebrannt. Es fühlt sich herrschaftlich an, sichtbare und unsichtbare Wege zu beschreiten in einem Königreich, welches hunderte von Jahren existiert, in das man eintauchen, mit ihm verschmelzen, es bewundern oder auch einfach nur genießen kann.


Der Bananenkönig

Der Bananenkönig

Bernd Salzer
60 Jahre
Technik: Composing aus Tuschezeichnung, Fotografie und Grafik von Josefine Kunkel
Zu den 3 Bildern: Remstal Gartenschau, alles Banane? 16 Bananen hofieren den Bananenkönig, die Remstal Gartenschau – vitaminreich und bereichernd!
Bernd Salzer ist Dipl. Grafik-Designer, Werbeagentur Salzer in Waiblingen. Er besucht regelmäßig den Druckkurs bei Kunst und Keramik. Kontakt: www.salzer-werbeagentur.de

Die Geschichte vom Bananenkönig

Krumm sitzt er da und quittegelb, würde ich sagen, wenn ich nicht wüsste,
dass er der Bananenkönig ist. Man könnte auch auf Leberschaden tippen. Denen
haftet auch so etwas ungesund Gelbes an.
Das hat er nun davon. Als Flaschner ausgebildet, aber immer nach Höherem
strebend. Auf seine alten Tage wollte er noch mal das ganz Besondere
erleben. Und als plötzlich völlig unerwartet die Fee vor ihm stand, so
etwas hatte er immer als Märchen abgetan und nie für möglich gehalten, als
sie also plötzlich vor ihm stand und ihm sagte, er habe einen Wunsch frei,
da stammelte er völlig überrumpelt: „König, ich will König sein!“ Und als er
sich dann präzisieren sollte, kniff er die Augen zusammen, um sich besser
konzentrieren zu können, schluckte trocken, dachte: „Herrgottnochmal, warum
fällt mir gerade jetzt nichts ein, warum denn? Aber ich habe einfach nicht
mit so was Verrücktem gerechnet. Heiliger Strohsack, hilf mir doch jemand!“

Als er die Augen wieder öffnete, weil die Fee ungeduldig mit ihren Füßen
gescharrt hatte, fiel sein Blick auf die Banane in seiner linken Hand. Und
schon war ihm das Wort aus dem Mund gerutscht. „Banane. Ich will
Bananenkönig sein!“ Die Fee berührte ihn leicht mit ihrem Zauberstab; es
ging ein Ruck und ein Ziehen durch seinen Körper, die Fee war so plötzlich,
wie sie aufgetaucht war, auch wieder verschwunden. Und jetzt saß er da,
krummgebogen, quittegelb und mit einem lächerlichen Krönchen auf dem Haupt.
Am liebsten wäre er vom Erdboden verschlungen worden. Er hatte keine Ahnung,
wie er sich fortbewegen sollte. Wahrscheinlich irgendwie hin- und
her-schaukelnd. Er überlegte, wie er Marlene erklären sollte, was mit ihm
passiert war. Das würde wieder endlose Diskussionen geben. Marlene ließ sich
nämlich nicht so leicht abspeisen. Sie wollte alles immer haarklein wissen
und bis zum Erbrechen ausdiskutieren. ‚Kein Problem‘, dachte er noch, er
würde ja gar nicht mehr sprechen können.

Und irgendetwas wie Erleichterung über die neugewonnene Sprachlosigkeit
machte sich in ihm breit und drohte fast seine Schale zu sprengen. Mit
diesem Gedanken war die Wandlung zum Bananenkönig endgültig vollzogen, und
alle menschliche Regung fiel von ihm ab. Hätte er beispielsweise an diesem
Mittwoch den Jackpot geknackt, ein jahrelanges, sinnloses Be-
streben von ihm, es hätte ihn nicht mehr tangiert. Für ihn war jetzt alles
sozusagen Banane. Er fühlte sich völlig eins mit seinem Bananendasein.
Ich hatte ihn schon von Weitem leuchtend gelb auf dem Stuhl sitzen oder
vielmehr hängen sehen. Es war mir sofort klar: Das ist Ludwig. Er hatte
immer schon so etwas Verrücktes an sich, seit ich ihn kannte. Dafür liebte
ich ihn. Und natürlich auch für seine Bekanntschaft mit Marlene. Er erkannte
mich nicht, schien überhaupt nichts mehr um sich herum mitzukriegen. Es war
auch ganz offensichtlich, dass er nicht nach Hause laufen können würde, also
klemmte ich ihn unter den Arm, steckte das

Krönchen in die Tasche und lief Richtung Schlossstraße. Natürlich war
Marlene überrascht, als ich bei ihr klingelte und sagte: „Hier bringe ich
dir deinen Bananenkönig.“ Sie dachte zuerst an einen blöden Aprilscherz,
aber irgendwann hatte sie dann geschluckt, dass diese gekrönte Banane ihr
oller Ludwig sein musste.
Ich bot ihr an, bei ihr zu nächtigen, weil sie einerseits nicht mit einer
Banane im Bett liegen wollte – gekrönt oder ungekrönt, das war nicht der
Punkt – und ich andererseits spürte, dass sie Trost brauchte, um diesen
Schock  zu verwinden. Aus Pietät wollten wir Ludwig, den Bananenkönig, nicht
im Schlafzimmer ablegen und suchten die kühlste Ecke in der Wohnung für ihn
aus – wegen der Haltbarkeit.
Die ersten Tage machten wir noch Ausflüge mit Ludwig, legten ihn in einen

Autorin Bärbel Stoller, Esto-Verlag


Aus dem 1. Satz „Quattro pezzi per tromba sols“ von Giacinto Scelsi

Aus dem 1. Satz „Quattro pezzi per tromba sols“ von Giacinto Scelsi

Sabrina Buck

Sabrina Buck gehört zur jungen Trompetengeneration. Ihre Ausbildung schloss sie erfolgreich an der Hochschule für Musik Saarbrücken bei Bernhard Kratzer und an der Staatlichen Hochschule für Musik in Stuttgart bei Wolfgang Bauer ab.
Sabrina Buck spielte schon in zahlreichen Auswahlorchestern wie der Jungen Deutschen Philharmonie, der Gustav Mahler Akademie und dem Schleswig-Holstein Musikfestival und war Stipendiatin das Richard Wagner Verbandes und Preisträgerin des Lions Club Musikpreises.

Weitere musikalische Impulse holte sie sich bei Meisterkursen bei Reinhold Friedrich, Matthias Höfs, Hannes Läubin und Allen Vizzutti.

Als Aushilfe ist sie regelmäßig in den klassischen Klangkörpern in und um Stuttgart tätig.
Desweiteren konzertiert sie regelmäßig mit ihren Kammermusikensembles Hohenlohe Brass und dem Trio Szerettetel.
Auch wenn ihr Konzertleben sich nun vorrangig im klassischen Bereich abspielt, so hat sie doch nie ihre Liebe zu ihren musikalischen Wurzeln in der Blasmusik verloren und ist Solotrompeterin des Landesblasorchester Baden-Württemberg.

Vor allem auch die Ausbildung der jungen Generation hat es ihr angetan. So unterrichtet sie an der Musikschule unteres Remstal sowie an der Musikschule in Schönaich.

Giacinto Scelsi

 «Ein Genie, wie es vor und nach ihm keines gab», sagen die einen. «Ein Verrückter», sagen die anderen: Conte Giacinto Maria Scelsi d´Ayala Valva. Nachkomme eines alten italienischen Adelsgeschlechts. Ihn eigensinnig zu nennen, wäre stark untertrieben.

Er war einer, der von sich behauptete, im Jahr 2637 vor Christus in Mesopotamien geboren zu sein. Ein Scharlatan, der überhaupt nicht selber komponierte, sondern einen Ghostwriter beschäftigte. Ein hochgebildeter Exzentriker, der prophezeite, er werde sterben, wenn das Datum aus lauter Achten bestehe. Das hat er im Rahmen des Möglichen geschafft: am 8. 8. 1988 starb er im Alter von 83 Jahren.

Der sagte, er sei auch gar kein Komponist, sondern ein Medium.

Wenn er sich inspiriert fühlte, improvisierte er auf verschiedenen Instrumenten: auf dem Klavier, auf der Gitarre, mit Schlaginstrumenten und besonders gern auf der Ondioline (eine Vorläuferin des Synthesizers), auf der er vierteltönig spielen konnte. Das Tonband lief mit und die besten seiner aufgenommenen Interpretationen übergab Scelsi dann seinen Assistenten zur Transkription.

Heraus kam auch in der transkribierten Fassung eine schillernde, angeraute, fliessende, wilde Musik, die sich zwar wie eine Art Landschaft beschreiben, nicht aber analysieren lässt: Jede traditionelle Logik der Form ist in ihr auf den Kopf gestellt.

Fotografieren liess er sich nicht. Den Leuten, die darauf bestehen zu müssen glaubten, übergab er das Zen-Symbol eines Kreises mit waagrechtem Strich darunter: die aufgehende oder die untergehende Sonne, je nachdem. Vielleicht auch nur eine grosse, unterstrichene Null oder: das Nichts – all diese Interpretationen liess er gerne zu. (im Anhang hab ich dir eine solche Zeichnung beigefügt) Biografische Daten allerdings verweigerte er strikt, und in der Öffentlichkeit gesprochen hat er nie.

 

Zum Werk:

„Wenn man einen Ton sehr lange spielt, wird er groß. Er wird so groß, dass man viel mehr Harmonien hört, und er wird innerlich größer. Der Ton hüllt einen ein.“ Giacinto Scelsi

Scelsi war in seinem Schaffen ab den frühen 50er Jahren des letzten Jahrhunderts inspiriert von der Musikphilosophie Asiens.

Der 1. Satz aus den „Quattro pezzi per tromba sola(1956)“ kreist um eine tonale Achse, ein tonales Zentrum.

Das kurze Stück mutet mit seinen scharfen Gegensätzen zwischen mikrotonalen Tonwechseln und fermatenhaften Liegetönen, extremen Sprüngen und fast wild tänzerischen Momenten  energetisch und meditativ zugleich an. Dabei kommt eine innerliche Zerrissenheit zu Tage die sich in den harschen Kontrasten widerspiegelt.


Der Hofnarr

Der Hofnarr

Christiane Wegner-Klafszky
55 Jahre alt
Technik: Illustration mit Aquarell und Farbstift auf Papier und digital
Format: 24 x 13,5 cm

Christiane Wegner-Klafszky ist Inhaberin und Schulleiterin der Kunstschule „Kunst und Keramik“ und der Agentur für Kommunikation „GrafikDesignKunst“ in Weinstadt. www.kunstundkeramik.com

Zum Bild: „Die Musik inspirierte mich zum „Hofnarr“. Er hatte eine außergewöhnliche Position an den Adelshöfen, denn er unterhielt und verzauberte die Menschen und konnte gleichzeitig dem König oder Kaiser die Wahrheit sagen, ohne dafür bestraft zu werden. Er hält dem Betrachter die Schachfigur des Königs hin, er hat ihn sinnbildlich „in der Hand“ und der Betrachter könnte danach greifen. Die Figur, des Peter Gais, Mitglied der Bewegung: Armer Konrad, die in Bronze gegossen auf dem Beutelsbacher Marktplatz steht, sieht ihn an. Peter Gais, wurde geköpft für seinen Kampf gegen die Unterdrückung durch Herzog Ulrich von Württemberg und der einflussreichen Ehrbarkeit im Vorbauernaufstand des Remstals 1514.“


Alter Fritz - ein Märchen als Shuffle Blues

Alter Fritz - ein Märchen als Shuffle Blues

Lukas Koeninger
29 Jahre
Technik: Klavier

Der Kontakt zu Lukas kam zu Stande über Maren Weber, eine befreundete Musikerin mit der wir das erste Mal an der Grundschule in Aldingen zusammengearbeitet haben beim Bühnenstück: „Der kleine Weihnachtsstern“. Zum Stück: „Meine Überlegung zum Stück war, dass der alte Fritz beim Schachspiel sitzt und sich seiner Siege, Erfolge und Aufgaben erinnert und seinem Schachpartner dabei allerhand Unterhaltsames und Unbeschwertes erzählt.“

Lukas hat uns erzählt: „ Eigentlich habe ich erst mit 17 Jahren die Musik, genauer das Klavier, für mich entdeckt, als ich auf eine Boogie Woogie LP von Jerry Lee Lewis in der Schallplattensammlung meiner Eltern gestoßen war. Kurz darauf war klar, ein Klavier muss her und es gab kein halten mehr. Täglich übte ich viele Stunden und brachte mir Schritt für Schritt und Autodidakt das Klavierspielen bei.

Nach einem Jahr hatte ich bereits meine erste Zwei-Mann Band, die später auf eine Drei-Mann Band anwuchs und den Namen „Lukas und seine Boogie Band“ trug. Kleine Auftritte in Innsbruck und bei OpenMics folgten.

2015 zog ich nach Südfrankreich und beschloss dort, als Straßenmusiker mein Glück zu veruschen. Ich baute mir ein reisendes Klavier und spielte zuerst in einr Bluesband bevor ich eine Fünf-Mann Band mit dem Namen „Lukas and his Boogie Band“ gründete und lokale Bars und Restaurants sowie OpenMics bespielte. 

2019 löste ich die Band auf und war seither Solo unterwegs, habe bereits bei diversen Blues/Boogie und Jazz Festivals mitgespielt und durfte das Klavier auch mit Größen wie Silvan Zingg, Deanna Bogart und Luca Sestak teilen.

Momentan arbeite ich an meinem ersten Album und hoffe dieses, bis Anfang 2020 fertig zu haben. Boogie und Blues sind neben dem Reisen meine großen Leidenschaften und ich freue mich immer sehr, wenn sich das Publikum von meinem Klavierspiel anstecken lässt.“

Instagram #Streetboogiewoogie und Facebook: Streetboogiewoogie
E-Mail: streetboogiewoogie@outlook.com


F2KvonP

F2KvonP

Laura Herrmann
Technik: Digitale Illustration
Format: 25 x 25 cm

Laura Herrmann hat ihr Bewerbungsmappe für Kommunikationsdesign bei Kunst und Keramik gestaltet, hat in Stuttgart studiert und ihren Master Konstanz im Bereich „Visuelle Kommunikation“ an der HTWG Konstanz absolviert. Bei Kunstschule „Kunst und Keramik“ ist sie als Schülerin, aber auch Dozentin regelmäßig eingebunden. www.laura-herrmann.de

Zum Bild: „Die Noten sind ein Ausschnitt aus der 2. Sinfonie von Friedrich dem Zweiten. Seine Krone liegt auf der Burg Hohenzollern, die abgebildet ist. Er hat eine große Armee aufgebaut und führte u.a. den siebenjährigen Krieg um das Gebiet von Schlesien. Der Rahmen steht für sein Territorium: Preußen, dass er durch Kriege erweitern wollte. Er schaffte u. a. die Folter ab.“


Soldatenkönig

Soldatenkönig

Ursula Haarscheidt
67 Jahre
Technik: Digitale Illustration
Ursula Haarscheidt war viele Jahre im Jour fixe und im Forum Kunst bei Kunst und Keramik. Sie ist Freie Künstlerin, lebt und arbeitet in Stuttgart.
www.ursula-haarscheidt.de


Klangcollage

Klangcollage

Ensemble: Mila Xu, Philipp Hasenzahl, Johanna Meyer, unter der Leitung von Sibylle Berweck
Technik: Blockflöten

Sibylle Berweck hat im Projekt: Tonbilder zum Jubiläum Armer Konrad 2014 mit Kunst und Keramik zusammengearbeitet. Sie unterrichtet an der Musikschule Stuttgart.

Zum Stück: „Nach einer Stichwortsammlung sollte folgende integriert werden: Kartenspielen, englische Musik, Majestätisches. Entstanden ist eine Klangcollage aus freier Improvisation (Kartenspiel/Begebenheit/Kommentar zum Gesehenen), „Toy“ aus der Englischen Suite von Howard Ferguson und „Gravement“ aus der Sonate op. VII,1 von Josef Bodin de Boismortier.“


Queen of Hearts

Queen of Hearts

Lea Schwartekopp
Technik: Digitale Illustration
Lea Schwartekopp hat Ihre Mappen für Kommunikation bei Kunst und Keramik gemacht, hat an der HFG in Schwäbisch Gmünd „Kommunikationsgestaltung“ studiert und ihren Bachelorabschluss gemacht. Sie ist Kommunikationsdesignerin und arbeitet in einer Werbeagentur in Stuttgart.


Entrückter Glanz

Entrückter Glanz

Jana Hartnigk
Technik: Hochdruck: Linolschnitt, Schablonendruck
Format: 20 x 20 cm
Jana Hartnigk hat Ihre Mappe für Kommunikation bei Kunst und Keramik gemacht, hat an der Merz Akademie „Gestaltung, Kunst und Medien“ studiert und ihren Abschluss als Master of Fine Arts gemacht. Sie ist freischaffende Designerin und Künstlerin.


Lang lebe die Demokratie

Ohne Titel

Jutta Nedden
51 Jahre
Technik: Collage
Format: 42 x 29,7 cm
Jutta Nedden lebt bei Cambridge (UK), ist Wirtschaftsmediatorin und befreundet mit Kunst und Keramik. Auf ihrer Homepage ist unser gemeinsames Projekt: „art meets business“ zu sehen.
www.leadandconnect.com


Ohne Titel

Ohne Titel

Geli Wirbel
50 Jahre
Technik: Hochdruck: Linolschnitt
Format: 21 x 14,8 cm
Geli Wirbel ist in Einzelkorrektur und in Workshops bei Kunst und Keramik


Aschenputtel

Aschenputtel

Alexandra Trabandt
65 Jahre
Technik: Kalligrafie
Format: 30 x 42 cm
Alexandra Trabandt ist Künstlerin und Dozentin bei Kunst und Keramik


Ohne Titel

Ohne Titel

Luzie Rühle
16 Jahre
Technik: Blei- und Farbstiftzeichnung auf Papier
Format: 29,7 x 21 cm
Luzie Rühle ist in der Klasse „Kunst sehen und gestalten“ bei Kunst und Keramik


Marie-Louise

Marie-Louise

Petra Thanner
Technik: Pastellkreide auf Papier
Format: 50 x 63,5 cm
Petra Thanner ist im Kurs „Jour fixe 2“ und ist Mitglied im „Forum Kunst“ bei Kunst und Keramik


Kronkorken

KRONKORKEN

Leonie Weber
Technik: Installation
Leonie Weber hat an unserer Schule ihre Bewerbungsmappe für die Kunsthochschule Hamburg gemacht und studiert seit 2018 dort Kunst auf Lehramt.


Ohne Titel

OHNE TITEL

Eva Becker
50 Jahre
Technik: Acryl auf Leinwand
Format: 100 x 50 cm
Eva Becker ist im Kurs „Jour fixe 1“ bei Kunst und Keramik